Joseph Haydn

DIE JAHRESZEITEN

Streifzug durch das Jahr mit Musik von Haydn und Vivaldi  (Vorschulklasse bis 10 Jahre)

Das Ensemble der "Jahreszeiten"

Wer bis jetzt dachte, Jahreszeiten seien bloß kalte und gefühllose Naturerscheinungen, die irgendwelchen Gesetzen des Universums gehorchen, der soll eines Besseren belehrt werden!

Mit diesem Workshop nach Haydns Meisterwerk betreten wir wieder einmal Neuland!

Zum einen Mal handelt es  sich  nicht um ein   musikdramatisches Werk im herkömmlichen Sinne und zum anderen Mal ist ein Sachthema, das in die Gebiete von Biologie bis Astronomie fällt, Quelle der musikalischen Inspiration. Und mit dem Wort "Oratorium" werden unsere Jüngsten meist auch nicht viel anfangen können - es sei denn, ihre Eltern sind Kirchenmusiker! Brauchen sie auch nicht, denn wir haben die Bilder, die uns "Papa" Haydn bietet, mit einer kleinen Geschichte verbunden, die wir gemeinsam mit den Kindern erzählen und spielen wollen. So wie der Komponist begeben wir uns zu diesem Zweck auf das Land, wo der Wechsel des äußeren Bildes der Natur im Kreislauf des Jahres stärker erlebt und empfunden wird als beispielsweise in der Großstadt - und schon kann's los gehen!

Der Kleinpächter Simon hat wirklich viel Pech: der Boden, den er bewirtschaftet, ist karg, die Ernte lässt mehr als zu wünschen übrig, und wenn der Pachtzins beglichen ist, bleibt ihm, seiner Frau Martha und den beiden Kindern Hanne und Lukas nicht mehr viel übrig. Zu allem Unglück möchte sich jetzt auch noch sein Nachbar Fabian, der reichste Pächter, Grund und Boden einverleiben, um sich darauf ein schönes und stattliches Haus zu bauen. Der Gutsherr setzt Simon eine letzte Frist: sollte es ihm nicht gelingen, im kommenden Jahr Erträge und Abgaben zu steigern, geht er der Pacht verlustig, was so viel wie das Ende seiner wirtschaftlichen Existenz bedeutet. Wird es Simon und seinen Lieben gelingen, diese Aufgabe zu erfüllen? - Ein altes Sprichwort sagt: Wenn die Not am größten, ist die Hilfe am nächsten! - In aller Stille hat jemand diesen Hilferuf vernommen ......

Der Workshop

Gemeinsam mit den Kindern wollen wir diese "ländliche Geschichte" entwickeln und zu einem guten Abschluss bringen. Unsere kleinen Protagonisten schlüpfen nicht nur in die Rollen der beiden Kinder, des reichen Fabian, seines faulen und arroganten Sohns Fritz und anderer Gestalten des dörflichen Lebens, sie verkörpern auch die Jahreszeiten mit ihren Naturerscheinungen: wir erleben, wie die rauen Winterstürme von den zarten Frühlingswinden vertrieben werden, wie der milde Aprilregen die Saat gedeihen lässt, wie die Glut eines Sommernachmittags sich auf unser Gemüt legt, bis ein heftiges Gewitter für notwendige Kühlung sorgt. Wir erleben das Einbringen der Ernte mit Tanz und Gesang, aber auch die düsteren Nebel, die die Ankunft des Winters ankündigen, wenn der müde Wanderer verzweifelt durch Eis und Schnee stapft, bis ihm das Licht einer Hütte Wärme und Geborgenheit verheißt ...

Das Gewitter zerstört ein Sonnenblumenfeld

Haydns Oratorium, dessen Libretto Gottfried van Swieten, der Direktor der kaiserlichen Hofbibliothek und Sohn des berühmten Leibarztes von Kaiserin Maria Theresia, nach einer englischen Vorlage verfasste, hat keine Handlung im eigentlichen Sinne, vielmehr bestimmt die Abfolge einprägsamer, in Musik verwandelter Bilder seine Chronologie. Entsprechend seinem Programm ist es in vier Teile gegliedert. Arien, Duette, Terzette, Chöre und Instrumentalpartien bilden die musikalischen Elemente, die den Protagonisten zugeordnet werden: dem Pächter Simon, seiner Tochter Hanne und dem Knecht Lukas (Solisten) sowie der Landbevölkerung (Chor). Für einen Workshop mit Kindern hat es sich aber als Vorteil erwiesen, die statische Struktur des Oratoriums aufzugeben und die prägnantesten Bilder in den dramatischen Duktus einer Geschichte einzuarbeiten. Dabei sollen auch die berühmtesten Nummern des Werks (teils eingespielt, teils live) in gekürzter Form erklingen. Einen Chor (in vereinfachter Form) wollen wir aber mit den Kindern gemeinsam singen: das berühmte Frühlingslied "Komm, holder Lenz".

Unter den zahlreichen Komponisten, die sich in Vokal- oder Instrumentalwerken des Themas Jahreszeiten angenommen haben, muss an prominenter Stelle Antonio Vivaldi (1678-1741) genannt werden. Der in Venedig wirkende Geistliche, Musiker und Komponist (Ospedale della Pietà sowie Teatro Sant'Angelo) gilt neben seinem Opernschaffen vor allem als Vollender des barocken Instrumentalkonzerts. Vielen seiner Kompositionen hat Vivaldi selbst Titel gegeben, so auch den 4 Konzerten, die als "Die vier Jahreszeiten" schon zu seinen Lebzeiten nicht nur in Italien erfolgreich waren und denen er vier Sonette voranstellte, die den Inhalt des musikalisch Dargestellten verdeutlichen sollen. Bis zum heutigen Tag gehören sie zu den beliebtesten Werken des Barockmusikrepertoires. In diesem Zusammenhang soll ihre Musik an geeigneten Stellen auch unseren Workshop bereichern.

Haydns Geburtshaus in Rohrau / Niederösterreich

Leben und Werk Haydns

Joseph Haydn wusste genau, was er seinem Publikum mit seinem letzten großen Werk erzählen wollte: die ländliche Umgebung hatte nahezu sein ganzes Leben hindurch die schöpferische Quelle für seine musikalischen Leistungen gebildet. Von den drei Hauptmeistern der Wiener Klassik ist er der heiterste, dessen Frohsinn einer schlichten Gläubigkeit und Verbundenheit mit seinem täglichen Umfeld entsprang. Als Sohn des Wagenmachers und späteren Marktrichters Mathias Haydn und seiner Frau, der Köchin Anna Maria Koller wird der kleine Joseph am 31.März 1732 in der rund 50 Kilometer von Wien entfernten kleinen Gemeinde Rohrau an der Leitha - an der Grenze zum damaligen Ungarn - geboren. Frühzeitig entdeckt man seine musikalische Begabung, die ihn ab 1740 in die Riege der Sängerknaben am Wiener Stephansdom führte, wo er sich neben ein wenig Theorie in erster Linie Praxis erwirbt. Nach dem Ende seiner Lehrzeit finden wir ihn als "freischaffenden" Musiker, der Singspiele für die Wiener Volkskomödie und Kammermusik (die ersten Streichquartette) schreibt oder als Organist in vielen Kirchen Wiens tätig ist. Seine erste feste Stellung erhält er 1757 im Schlosse des Grafen Morzin in Südböhmen. 1761 kommt er als Vizekapellmeister an den Hof des Fürsten Esterházy in Eisenstadt, der Hauptstadt des heutigen Burgenlandes. Die Esterházys gehörten zu den reichsten ungarischen Adelsfamilien und hatten seit Generationen auch die Palatinswürde inne, als Vertreter des Kaisers, der auch die ungarische Königskrone trug. Es gelingt Haydn, das kleine Hoforchester in einen homogenen Klangkörper von ungewöhnlicher Qualität zu verwandeln. Der hohe Stellenwert, den die Musik am Hofe einnimmt, ist den außerordentlichen künstlerischen Ambitionen Fürst Nikolaus I., des "Prachtliebenden" (1762-90) zu verdanken, der sich südlich des Neusiedlersees in Fertöd sein "ungarisches Versailles" schafft. Für das dortige Theater schreibt Haydn - ab 1766 alleiniger Kapellmeister - im Laufe der folgenden zwei Jahrzehnte über ein Dutzend Opern, denen man auch heute noch hin und wieder auf der Bühne begegnet, so "Der Apotheker" (1769), "L'infedelta delusa" ("Untreue lohnt sich nicht", 1773), "Die Welt auf dem Monde" (1777) oder "Armida" (1783). Neben einer großen Anzahl von Symphonien, denen er die klassische Form gibt, ist vor allem das Streichquartett seine eigentliche Neuschöpfung. Haydns Werke sind der erste Höhepunkt dieser Gattung. Diese und viele andere Instrumentalkompositionen machen seinen Namen in der Folgezeit in ganz Europa bekannt.  Nach dem Tod Nikolaus I. entlässt sein Sohn Paul Anton II. (1790-94) die Hofkapelle, Haydn bleibt ohne Dienstverpflichtung nominell im Amt und übersiedelt nach Wien. Zu einem großen persönlichen Triumph gestalten sich seine beiden Londonaufenthalte (1790-92 / 1794-95), die auf Initiative des Musikers und Konzertagenten Salomon zustande kommen. Hier vollendet er sein symphonisches Werk mit den 12 "Londoner Symphonien". Die letzten Jahre seines Lebens verbringt er in Wien. Es entstehen die letzten Streichquartette, die 6 großen Messen (u.a. die "Theresienmesse" und die "Nelsonmesse") sowie die beiden großen Oratorien, die sein musikalisches Werk krönen: "Die Schöpfung" (1798) und "Die Jahreszeiten" (1801). Am 31.Mai 1809 stirbt Haydn friedlich in seinem Bett, währen die Napoleonischen Truppen in Wien einmarschieren.

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