KNUSPER, KNUSPER, KNÄUSCHEN,

WER KNUSPERT MIR AM HÄUSCHEN ?

Die in der Sammlung der "Kinder- und Hausmärchen"  (1812-15) von Jacob und Wilhelm GRIMM erstmals aufgezeichnete Geschichte von  "Hänsel und Gretel"  ist das mit Abstand bekannteste deutsche Märchen. Das Schicksal der beiden Kinder, die - von ihren Eltern ausgesetzt - sich im Dickicht des Waldes verirren und zum Knusperhaus der Menschen fressenden Hexe gelangen, hat Künstler (Maler, Schriftsteller) wie Wissenschaftler (Soziologen, Psychologen) aller Generationen zu verschiedensten Interpretationen veranlasst. So konnte es nicht ausbleiben, dass sich auch das Musiktheater des Stoffes bemächtigte: die Oper  "Hänsel und Gretel"  (1893)  wurde ein Welterfolg, der bis zum heutigen Tag unvermindert anhält.

 Engelbert Humperdinck

HÄNSEL UND GRETEL

Märchenopern-Workshop von der Vorschulklasse bis 10 Jahre

 

Das Taumännchen weckt die schlafenden Kinder 

 

Der Inhalt der Oper

In der Besenbinderhütte. -  Hänsel und Gretel vertreiben sich die Zeit mit lustigen Liedern  ("Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh") und Tänzen  ("Brüderchen, komm, tanz mit mir"), anstatt zu stricken und Besen zu binden. Die Mutter jagt die Faulenzer daher in den Wald, um Beeren zu suchen, da ihr aus Zorn über die Untätigkeit ihrer Kinder der Krug mit der Milch entglitten ist. Erschöpft und hungrig schläft sie, über den Tisch gebeugt, ein. Leicht angeheitert kehrt der Besenbinder heim. Er hat seine Besen gut verkaufen können und bringt nun leckere Dinge zum Essen mit. Erschreckt vernimmt er, dass seine Frau die Kinder in den Wald geschickt hat, wo doch die böse Hexe ihr Unwesen treibt. Aus Sorge um Hänsel und Gretel eilen beide in den Wald, um die Kinder zu suchen.

Im Walde. - Während Gretel ein Kränzchen bindet und dazu ein Liedchen singt  ("Ein Männlein steht im Walde"), sucht Hänsel Erdbeeren. Bald ist der Korb voll, doch übermütiges Spielen macht hungrig. Erst zaghaft die eine oder andere Beere verkostend, essen sie letztendlich den Korb leer. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Die Rufe der Kinder verhallen im Echo. Das Sandmännchen kommt und streut ihnen Sand in die Augen. Schlaftrunken kauern sich die Kinder nieder, falten die Hände, singen den "Abendsegen" und schlafen ein. Vierzehn Engel - wie es im Abendsegen ausgedrückt wird - steigen hernieder und stellen sich schützend um die Kinder.

Der Morgen bricht an, langsam verziehen sich die Nebel. Das Taumännchen kommt und weckt die Kinder. Fröhlich begrüßen sie den Morgen und erzählen sich ihre wunderschönen Träume. Inzwischen ist es ganz klar geworden - und im Sonnenlicht erglänzt das Knusperhäuschen, umgeben von einem Zaun von Pfefferkuchenkindern. Hänsel und Gretel bleiben wie gebannt stehen, erst allmählich wagen sie sich näher heran. Schließlich kann Hänsel nicht länger widerstehen und bricht sich ein Stück Lebkuchen vom Häuschen ab. Aus dem Hause ertönt die Stimme der Hexe. Die Kinder können jedoch das Naschen nicht lassen, singen und tanzen dazu. Die Hexe schleicht aus dem Haus, mit süßen Reden versucht sie die Kinder zu umgarnen. Als die beiden zu fliehen versuchen, werden sie von der Hexe mit einem Zauberstab gebannt, so dass sie sich nicht mehr bewegen können. Hänsel wird einen Stall gesperrt, um gemästet zu werden, Gretel soll sich im Hause nützlich machen. Die Hexe heizt den Ofen an und reitet dann in unheimlicher Ausgelassenheit auf ihrem Besen durch die Lüfte. Gretel soll in den Backofen gucken und nach dem Feuer sehen. Sie stellt sich dabei absichtlich so ungeschickt an, dass die Hexe ihr vormachen muss, wie man den Kopf in die breite Ofentür hineinstecken soll. Gretel und der inzwischen aus dem Stall entsprungene und entzauberte Hänsel versetzen der Hexe einen tüchtigen Stoß, schieben sie in den Ofen und schlagen die Tür hinter ihr zu. Der Ofen birst donnernd auseinander. Den Pfefferkuchenkindern sind die Lebkuchenhüllen abgefallen. Mit dem Zauberstab werden sie entzaubert und vereinen sich nun mit Hänsel und Gretel zu einem fröhlichen Reigen. Die Eltern kommen hinzu und nehmen an der allgemeinen Freude teil.

Unser Workshop

Wir haben die Märchenoper Engelbert Humperdincks  (1854-1921)  dahingehend bearbeitet, dass sie ein richtiges "Mit-Mach-Stück" geworden ist, d.h. alle Rollen werden von Kindern gespielt - mit Ausnahme von Vater und Mutter, die unsere beiden Sänger-Schauspieler verkörpern, die gleichzeitig auch durch die Handlung führen. Dazu haben wir einige Dialoge gestaltet, die die markantesten Szenen des Stücks im Spiel der Kinder zum Ausdruck bringen. Da sich die Handlung im Wesentlichen auf die 5 Hauptdarsteller beschränkt, hat Humperdinck das Stück mit mythischen Figuren bereichert (Sandmännchen, Taumännchen, Engel, Hexen usw.), die ebenfalls von den Kindern gespielt werden. Teils sind es Rollen mit Text, teils "stumme" Rollen. Unser Workshop eignet sich für Kinder von der Vorschulklasse bis zur 4./5.Klasse. Dabei hat es sich als zielführend erwiesen, die älteren Kinder mit den Dialog-Rollen und die jüngeren mit den stummen Rollen zu besetzen. Letztere können am Tag der "Aufführung" bestimmt werden, da vieles spontan aus der Situation heraus gestaltet wird.

Was will dieser sonderbare Baum von Gretel?

Neben dem Spiel soll natürlich auch der Gesang nicht zu kurz kommen. Humperdinck hat in seine Oper zahlreiche Kinderlieder eingefügt. Neben bereits bekannten ("Ein Männlein steht im Walde"; "Suse, liebe Suse, was raschelt im Stroh") hat er selbst neue erfunden, deren Natürlichkeit sie zu echten Volksliedern werden ließ und zu einem Bestandteil des Kinderliedgutes ("Brüderchen, komm, tanz mit mir"; "Abends will ich schlafen gehn" usw.). Zwei dieser Lieder werden wir gemeinsam singen: "Brüderchen, komm, tanz mit mir" und "Ein Männlein steht im Walde". Daneben wird unser spontan erstelltes "Waldorchester" für eine authentische Waldatmosphäre sorgen. Ein selbst erlebtes Musik- und Theatervergügen für die Kleinen und Kleinsten!

Zum Stück

Engelbert Humperdincks Märchenoper "Hänsel und Gretel" ist der einzige Welterfolg der deutschen Oper in der unmittelbaren Wagner-Nachfolge und bis zum heutigen Tag Teil des Standardrepertoires aller großen Bühnen. Der Komponist, der als junger Mann Assistent Richard Wagners in Bayreuth bei dessen Vorbereitungen zur Uraufführung des "Parsifal" (1881/82) war, hatte sich in der Folge Jahre lang der kompositorischen Tätigkeit enthalten - die Schaffung der Märchenoper war gleichsam ein Akt der "Selbstbefreiung" vom übermächtigen Vorbild. Zunächst als Singspiel konzipiert, zu dem seine Schwester Adelheid Wette den Text verfasste, konnte ihn sein Schwager Hermann Wette schließlich zur Schaffung einer abendfüllenden, durchkomponierten Oper bewegen. Wenngleich in einzelnen Teilen des Werkes der Einfluß des Bayreuther Meisters erkennbar bleibt (Vorspiel,  Hexenritt, Engelspantomime usw.), herrscht über weite Strecken ein Singspielton vor, der in der kammermusikalischen Behandlung des Orchesters sowie der bevorzugten Verwendung liedhafter Elemente zum Ausdruck kommt. Zauberhaft ist die musikalische Behandlung der verschiedenen Waldstimmungen, die sich bereits am zur gleichen Zeit in Frankreich entstehenden Impressionismus (Debussy) orientiert. Ausschlag gebend für die Beliebtheit bei Jung und Alt waren allerdings die einprägsamen Kinderlieder, die auch als Leitmotive in den Orchesterpart eingearbeitet sind.

Engelbert Humperdinck

Die Uraufführung der Oper fand am 23.Dezember 1893 in Weimar statt - der Dirigent war kein Geringerer als Richard Strauss. Vielleicht ist das Datum der allerersten Aufführung mit ein Grund, dass die meisten Theater das Sück gerade in der Vorweihnachtszeit in ihre Spielpläne aufnehmen. - Humperdinck (1854 zu Siegburg im Rheinland geboren und 1921 in Neustrelitz verstorben)  erwarb sich mit diesem Werk die Anerkennung seiner komponierenden Zeitgenossen wie Brahms und Mahler. Als Lehrer zunächst in Frankfurt/Main am berühmten Hochschen Konservatorium und später zu Berlin als Leiter der Kompositions-Meisterklasse an der Akademie der Künste erwarb er sich einen ausgezeichneten Ruf. Von seinen späteren Bühnenwerken ("Die Heirat wider Willen", 1905; "Die Marketenderin", 1914; u.a.) konnte sich nur die ebenfalls auf einem Märchenstoff basierende Oper "Die Königskinder" - 1910 mit riesigem Erfolg an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführt - längere Zeit im Repertoire der Bühnen behaupten - und gelegentlich kann man diesem zweifellos sehr schönen und melodienreichen Werk auch heute noch begegnen.

Vierzehn Engel beschützen die schlafenden Kinder

Der größte Unterschied zwischen Oper und Original-Märchen beruht auf dem dramaturgischen Kunstgriff, das Böse einzig und allein in der Gestalt der Hexe zu verankern. Während das Märchen - sozialkritisch - die bewusste Kindesaussetzung als Folge wirtschaftlicher Not und Armut zum Motor des Geschehens macht, hat die Librettistin der Oper, Humperdincks Schwester Adelheid Wette, die Muttergestalt ihres negativen Beigeschmacks entkleidet: Ein unglücklicher Zufall  (das Zerbrechen des Milchkrugs), veranlasst die Mutter, ihre Kinder zum Erdbeerenpflücken in den Wald zu schicken.