Wiki und der Fliegende Holländer

Workshop nach der Oper von Richard Wagner (6-12 Jahre)

 Im kommenden Jahr feiert die Musikwelt den 200 Geburtstag Richard Wagners (1813-83)  und seines Komponistenkollegen Giuseppe Verdi (1813-1901). Getreu unserem Motto "Klassik für Kinder" wollen wir mit dem Vorurteil aufräumen, dass Wagner doch nichts für unsere Kleinen sei! Deshalb haben wir seine musikalische Erzählung vom Seemann, der verflucht ist, mit seinem Schiff - ruhelos und auf Erlösung hoffend - über die Meere zu fahren, derart bearbeitet, dass sie dem kindlichen Fassungsvermögen und seiner Vorstellungswelt gerecht wird. Die unheimliche Geschichte wird also im Handumdrehen zu einem Abenteuer! Und wenn die Kinder noch dazu bei diesem Abenteuer mitmachen und mitspielen können, dann  wird es sogar ein großer Spaß. Auch dank unseres Seefahrerjungen Wiki, den die Kinder ja kennen und lieben - und den wir in die Oper eingeschmuggelt haben, damit er Wagners tragische Geschichte so richtig auf- und durchmischt!

Als Fliegender Holländer, als Onkel Daland und Tante Mary, als Kusine Senta oder als hinterhältiger Erik - vor allem aber als Wiki können die Kinder ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen. Selbstverständlich verwandeln sie sich auch in die Besatzung des Geister- und des Norwegerschiffes und in noch vieles mehr! Wagners Musik, die schönsten Stellen seines Werks, lassen wir dabei - teils von der Konserve, teils live - ganz ungezwungen und wohldosiert einfließen! Wieder ein Workshop, bei dem alle zum Gelingen beitragen - sei es in Dialogszenen oder in stummen Rollen (gruppenweise oder alle zusammen).

Zum Inhalt: Der Seefahrerjunge Wiki ist mit seinem Onkel Daland auf Fischfang. Eben einem gewaltigen Seesturm mit knapper Not entkommen, treffen die beiden auf ein geheimnisvolles Schiff, das scheinbar ohne Mannschaft - nur von seinem Kapitän gesteuert  - über das Meer zu fliegen scheint. Dieser - ein Holländer, wie er behauptet - bittet Daland um Nachtquartier. Was hat es mit diesem seltsamen Fremden auf sich und was werden Tante Mary, die träumerische Kusine Senta und vor allem sein Intimfeind, der hinterhältige Erik, dazu sagen? Lassen wir uns überraschen!

Onkel Daland mit den Streithähnen Wiki und Erik ???

Der Inhalt der Oper im Original

Erster Akt. Felsige Bucht an der norwegischen Küste. Ein plötzlich aufgekommener Sturm veranlasst Daland, kurz bevor er den Heimathafen anlaufen konnte, in der Bucht Zuflucht zu suchen. Nachdem er an Land festgestellt hat, wohin ihn der Sturm verschlagen, begibt er sich wieder an Deck. Der Steuermann soll Wache halten (Lied des Steuermanns: "Mit Gewitter und Sturm"), schläft aber bald ein. Im erneut einsetzenden Sturm nähert sich ein Gespensterschiff der Küste und geht vor Anker, blutrote Segel am schwarzen Mast. Es ist das Schiff des Holländers, der bleich, in schwarzer Kleidung, an Land kommt. Alle sieben Jahre wirft ihn das Meer an die Küste, sein Heil zu suchen. Einst hatte er gotteslästerlich geschworen, er werde in Ewigkeit nicht ablassen, das Kap der Guten Hoffnung zum umrunden - und wurde deshalb mit ewiger Rastlosigkeit bestraft.  Erst ein Weib, das bereit ist, ihm die Treue bis in den Tod zu halten, kann ihm Erlösung bringen; bis dahin muss er ruhelos über die Meere treiben (Monolog des Holländers: "Die Frist ist um"). Daland sieht mit Staunen das Gespensterschiff und geht an Land. Der Holländer bittet ihn um Gastfreundschaft in seinem Hause. Sie wird ihm gerne zugesagt, zumal der Holländer reiche Schätze ausbreiten lässt. Als seine Frage, ob Daland eine Tochter habe, von diesem bejaht wird, ruft er erregt aus: "Sie sei mein Weib" (Duett: "Wie? Hör' ich recht? Meine Tochter sein Weib?")

An Bord des Fliegenden Holländers  (Illustration von Johannes Gehrts, 1887)

Zweiter Akt. Zimmer in Dalands Haus. An der Wand über dem Haupteingang ein Bild des Fliegenden Holländers. Mädchen spinnen und singen: "Summ' und brumm', du gutes Rädchen". Senta, Dalands Tochter, ist träumerisch in Betrachtung des Bildes versunken. Die Mädchen necken sie mit ihrer Schwärmerei für den Mann im Bild, auf den ihr Verlobter, der Jäger Erik, eifersüchtig sein könnte, lauschen aber ergriffen der Ballade vom Holländer, die Senta mit tiefer innerer Anteilnahme singt  (Ballade: "Traft ihr das Schiff im Meere an"). Während des Gesangs wird sie sich ihrer Aufgabe bewusst, in höchster Erregung ruft sie aus: "Ich sei's, die dich durch ihre Treu' erlöse." Erik, der gerade ins Zimmer tritt, um die Ankunft Dalands zu melden, vernimmt den Ausruf und hält, als alle zum Empfang hinaus eilen, Senta zurück. Er kann sie und ihr seltsames Wesen nicht mehr verstehen und erzählt ihr zur Warnung seinen Traum, in dem er sie und den bleichen Seemann, Küsse tauschend und gemeinsam aufs Meer fliehend, gesehen habe (Traumerzählung des Erik: "Auf hohem Felsen lag ich träumend"). Verzückt nimmt Senta die Traumerzählung hin. Erik erkennt, dass sie für ihn verloren ist, und stürzt davon. Während Senta sinnend vor dem Bilde verweilt, öffnet sich die Tür, in ihrem Rahmen steht der Holländer, dem Bilde täuschend ähnlich. Vom ersten Augenblick an ist Senta ihm verfallen, in leidenschaftlicher Hingabe legt sie ihm das Gelübde der Treue bis zum Tode ab (Duett: "Wie aus der Ferne längst vergangner Zeiten").

Kap der Guten Hoffnung

Dritter Akt. Vor Dalands Haus. Am Strande verankert liegen die Schiffe Dalands und des Holländers. Während auf dem hell erleuchteten Norweger munteres Treiben herrscht  (Matrosenchor: "Steuermann, lass die Wacht!"), ist das Holländerschiff verödet. Mädchen bringen aus dem Hause Körbe mit Speisen und Getränken, wollen davon auch den Holländern geben, doch bleiben ihre Rufe unerwidert. Plötzlich aber lodert auf dem Schiff ein düsteres Wachfeuer auf, gleichzeitig tönt ein schauriger Gesang herüber: "Johohe! - Nach dem Land treibt der Sturm". Dalands Matrosen versuchen, ihn mit ihrem lustigen Lied zu übertönen, um die eigene Angst da.mit zu verjagen. Vergebens. Entsetzen packt sie, sie schlagen das Kreuz und verlassen unter Hohngelächter der anderen das Deck. Wie ausgestorben liegen die beiden Schiffe da. - Senta und Erik treten auf. Er kann es nicht fassen, dass sie sich dem unheimlichen Fremden verlobt hat, und beschwört sie, doch an ihre einstige Liebe zu denken (Kavatine des Erik: "Willst jenes Tags du nicht dich mehr entsinnen"). Der Holländer kommt hinzu und hört seine Worte. Er glaubt sich getäuscht und betrogen. Ohne auf Sentas Beteuerungen einzugehen, gibt er den Befehl zu sofortiger Abfahrt. Noch einmal wendet er sich an Senta: er will fort, um sie vor dem Los ewiger Verdammnis zu bewahren, das alle traf, die ihm die Treue gebrochen ("Erfahre das Geschick, vor dem ich dich bewahre!"). Er eilt auf das Schiff, das sofort in See sticht. In höchster Erregung reisst sich Senta von Erik und ihrem Vater los, eilt auf ein Felsenriff und stürzt sich mit den Worten: "Preis' deinen Engel und sein Gebot! Hier sieh mich, treu dir bis zum Tod!" ins Meer. Im gleichen Augenblick trifft ein Blitz das Holländerschiff. Es versinkt. Endlich wird dem Holländer Erlösung und Ruhe. Über dem Horizont wölbt sich leuchtend klar der Himmel.

Zum Werk

Richard Wagner lernte die Sage vom Fliegenden Holländer während seiner Kapellmeisterjahre in Riga durch die Lektüre der "Memoiren des Herren von Schnabelewopski" von Heinrich Heine kennen. 1839 musste er vor seinen Gläubigern fliehen. Der Schoner Thetis, der ihn und seine Frau nach London bringen sollte, geriet durch Stürme in Seenot und musste zweimal norwegische Häfen anlaufen - einer davon, Sandwike, wird in der Oper namentlich zitiert. Durch die Matrosen an Bord des Schiffes lernte er Seemannslieder und -bräuche kennen. Alle diese Erlebnisse dienten ihm bei Anfertigung des Opernentwurfs als Inspirationsquelle. Ausgehend von Heines Erzählung, nahm er Veränderungen vor und fügte die Figur des Erik ein, so dass seine weibliche Hauptfigur, die er Senta nannte, zwischen zwei Polen hin- und hergerissen wird: dem tatsächlichen Geliebten und der erträumten mystischen Figur des Holländers. Die Sehnsucht nach der ewigen Treue einer geliebten Frau ist das zentrale Thema des Werks. Nach kurzem Aufenthalt in London reiste er weiter in das Zentrum der damaligen Musikwelt, nach Paris. Da er dringend Geld benötigte und es ihm nicht gelang, von der Pariser Oper einen Kompositionsauftrag für seinen Entwurf zu bekommen, musst er diesen verkaufen. Er wurde unter dem Titel "La vaisseau fantôme" ("Das Geisterschiff") von Pierre-Louis Dietsch (1808-65) vertont, dessen Name untrennbar mit einigen der spektakulärsten Plagiatsvorwürfe und Skandale der Musikgeschichte des 19.Jhdts. verknüpft ist - so auch mit dem berühmten Eklat anlässlich der Pariser Erstaufführung von Wagners "Tannhäuser" (1861).

Salzburg / Landestheater im Großen Festspielhaus (2010)

Unabhängig davon machte sich Wagner selbst ab Anfang 1841 an die Komposition seines eigenen Entwurfs, den er mittlerweile in ein Libretto umgewandelt hatte. Im November desselben Jahres lag die Partitur vollendet vor. Versuche, die Oper in Berlin zur Aufführung zu bringen, scheiterten. Erst nachdem sein zwischenzeitlich gleichfalls vollendeter "Rienzi" von der Hofoper Dresden zur Uraufführung angenommen worden war und am 8.Oktober 1842 glänzend reüssiert hatte, gelangte der "Fliegende Holländer" ebenfalls zur Aufführung (2.Jänner 1843) - allerdings nur mit mäßigem Erfolg, der sich erst nach einer gründlichen Umarbeitung der Urfassung (1860) einstellte.

Ab 1870 wurde die Oper auch in Übersetzungen ins Französische, Italienische, Englische, Ungarische, Dänische, Niederländische, Kroatische usw. gespielt. 1870 gelangte sie nach London, 1877 nach New York, 1887 nach Buenos Aires, 1892 an die Met und schließlich 1901 nach Bayreuth, wo sie in einer Inszenierung Siegfried Wagners unter der musikalischen Leitung von Felix Mottl den "Kanon" der bis heute zur Aufführung kommenden Werke Wagners vervollständigte.

Stand der "Rienzi" noch sehr im Zeichen der italienischen und französischen Großen Oper, so tritt uns im "Fliegenden Holländer" zum ersten Mal ein Komponist entgegen, der seinen eigenen Stil weitgehend gefunden hat: Wagner steht an der Schwelle zum durchkomponierten Musikdrama. Zwar ist der "Nummernopern-Charakter" mit Rezitativen, Balladen, Arien, Duetten und Chornummern noch deutlich zu erkennen, die Übergänge hingegen werden bereits fließender gestaltet.

Richard Wagner

Kernstück der Oper und Ausgangspunkt der Komposition ist und war die Senta-Ballade: "Traft ihr das Schiff im Meere an." In ihr ist die ganze Holländerstimmung eingefangen, die wildbewegte See, der heulende Sturm, das unheimliche Holländer-Motiv. Den düsteren Farben wird dann ergreifend das schlichte Erlösungsthema gegenüber gestellt, das mit den Worten "Doch kann dem bleichen Manne Erlösung einstens noch werden" erklingt. Dieses thematische Material beherrscht das ganze Werk - auch die Ouvertüre, gleichsam eine erweiterte Ballade, ist auf diesem Gegensatz aufgebaut. Überhaupt wird in dieser Oper das Leitmotiv erstmals konsequent als dramaturgisches Mittel eingesetzt, die Teile der Partitur miteinander zu verzahnen. Von gleicher Großartigkeit wie die Sentaballade ist auch der erste Monolog des Holländers: "Die Frist ist um". In ihrer wilden Dämonie ist die Gestalt des zu ewiger Rastlosigkeit Verdammten vollendet sicher getroffen: vom quälenden Motiv des Überdrusses bis zum leidenschaftlichen Schlussausbruch: "Ew'ge Vernichtung, nimm mich auf!" - Eriks Traumerzählung "Auf hohem Felsen lag ich träumend" wird mit wenigen Strichen - Streichertremoli, darunter der Holländer-Ruf in Fagotten und Pizzicati der Bässe - eindringlich dargestellt.

Volksliedatmosphäre atmen die Matrosenchöre, allem voran "Steuermann, lass die Wacht!", das Lied des Steuermanns, das Spinnerlied oder die Chöre der Essen bringenden Mädchen. In der Kavatine des Erik, der Arie Dalands oder in Teilen des glühenden Duetts zwischen Holländer und Senta im 2.Teil des 2.Akts gemahnen manche Einzelheiten noch an ältere Vorbilder.

Charakteristisch für die ganze Oper ist allerdings die musikalisch eindrucksvolle Darstellung der Naturgewalten: Streicher lassen die Wogen an die zerklüfteten Klippen donnern, Unwetter und Blitze werden durch Blechbläser, vor allem Posaunen und Trompeten, und prägnante musikalische Motive gezeichnet. Im  milden Glanz des Erlösungsthemas klingt die Oper aus - der Gedanke an Erlösung wird von nun an Wagners Schaffen begleiten - bis hin zum "Parsifal". Auch die dichterische und kompositorische Auswertung und Gestaltung von Sagen , ihre gedankliche und seelische Vertiefung sind Wagners ureigenstes Werk.

Leben und Werk

Siehe: Siegfried der Drachentöter

Die Holländersage

Kern der Sage ist ein Kapitän, der durch eigene Schuld einen Fluch auf sich lädt, der ihn dazu zwingt, bis zum Tag des Jüngsten Gerichts zu segeln, falls er nicht durch einen besonderen Umstand Erlösung findet. In konkreten Gestaltungen ist es ein Kapitän des 17.Jahrhunderts, der beim Versuch, das Kap der Guten Hoffnung zu umschiffen, einen gotteslästerlichen Fluch ausstößt. Die Begegnung mit dem Fliegenden Holländer gilt als düsteres Omen und kündet den Untergang des Schiffes oder wenigstens ein bevorstehendes großes Unglück für seine Mannschaft an. Dem Geisterschiff - mit blutroten Segeln und schwarzem Mast - werden unglaubliche Fähigkeiten zugeschrieben: So soll es gegen den Sturm, bei absoluter Flaute oder auch rückwärts segeln können. Von der Besatzung ist niemand zu sehen oder man sieht ihre Leichen an Deck oder sie besteht aus lebenden Toten.

Die Sage vom Fliegenden Holländer scheint von Anfang an am Kap der Guten Hoffnung lokalisiert zu sein, wo zwischen Cape Point und Kap Agulhas der kalte Benguelastrom aus dem Südatlantik auf den warmen Agulhasstrom des Indischen Ozeans trifft. Eine für Schiffe ausgesprochen gefährliche Gegend - allein in der Tafelbucht nordwestlich des Kaps fanden Taucher mehr als 300 Schiffsrümpfe. Der über 1000 Meter aus dem Meer aufragende Tafelberg erzeugt zudem Fallböen. Die gefürchteten Südostwinde, die von Oktober bis Anfang April wehen, zwingen die Segler oft zu wochenlangem, zermürbendem Kreuzen - ein Umstand, der zusammen mit den Unbilden der Stürme und der Tücke der Gewässer das Kap zur Heimat des Fliegenden Holländers werden ließ.

Urbild des Fliegenden Holländers könnte vielleicht Vasco da Gama (1469-1524) gewesen sein, dem es 1497 gelang, das Kap zu umschiffen und so den Seeweg nach Indien zu öffnen. Konkretes Vorbild für Wagners Oper war allerdings Bernard Fokke, ein im 17.Jahrundert lebender friesischer Schiffskapitän der niederländisch ostindischen Handelskompanie. Er war dafür bekannt, die Handelsroute von den Niederlanden zur Gewürzinsel Java in - für damalige Verhältnisse -  sehr geringer Zeit zurückzulegen - 1678 in drei Monaten und vier Tagen! Die Menschen glaubten an übernatürliche Ursachen - an Zauberei oder gar einen Bund mit dem Teufel, dessen Beute er nach seinem Verschwinden geworden sein soll.

Luftspiegelungen auf See

Weitere Wurzeln für die Entstehung der Sage sind Geister- und Phantomschiffe. Bei ersteren handelt es sich um auf See gefundene Schiffe ohne oder mit toter Besatzung, die das Opfer von Pest, Skorbut oder Seuchen geworden war. Aus Angst vor Ansteckungen wurden Seuchenschiffe in keinem Hafen aufgenommen; überlebende Mannschaftsmitglieder mochten vorbeifahrende Schiffe um Hilfe anrufen, diese suchten aber eilig das Weite. Wenn schließlich alle an Bord gestorben waren, trieb so ein Geisterschiff auf unbestimmte Zeit kreuz und quer über die Meere - eine umheimliche Erscheinung für jeden, dem es begegnete. 1892/93 wurden noch 1628 Begenungen mit treibenden Wracks gezählt. - Phantomschiffe entstehen durch die verzerrte Abbildung eines realen Schiffs in einer Luftspiegelung - so können bei einem Segelschiff die Segel zerfetzt erscheinen. Dieses Phänomen zeigt sich besonders gehäuft an Stellen, wo kalte und warme Meeresströmungen auf einander treffen - was beim Kap der Guten Hoffnung bekanntlich der Fall ist.

Sichtungen

Was auch immer der Hintergrund für die Erscheinung des Fliegenden Holländers sein mag - erst die Berichte von Sichtungen, wie sie seit dem frühen 19.Jhdt. immer wieder beschrieben werden, machen die Sage zur Legende. Die Schwierigkeiten, wenn es allerdings darum geht, genaue Belege zu finden, sind ähnlich denen bei Ufo-Sichtungen.

Der Schiffbruch der General Grant erregte seinerzeit durch die dramatischen Umstände, die zur Rettung der wenigen Überlebenden führten, weltweites Aufsehen. Außerdem führte sie große Mengen Goldes mit sich. Bevor das Schiff am 13.Mai 1866 an die Felsen der Küste von Auckland Island (Südpazifik) getrieben wurde, will man an Bord den Fliegenden Holländer gesichtet haben.Zur Legendenbildung trug wohl auch bei, dass mehrere Versuche, die Ladung zu bergen, teils tragisch scheiterten und bis heute erfolglos blieben.

Die wohl bekannteste Sichtung erfolgte am 11.Juli 1881 von Bord der HMS Inconstant, einer Fregatte der britischen Marine, die sich auf der Fahrt von Melbourne nach Sydney befand - bekannt vor allem wegen der Prominenz der Zeugen, unter denen sich auch Prinz George, der spätere König Georg V. befand.

In seinem Tagebuch schreibt er folgendermaßen: "Um 4 Uhr früh erschien vor unserem Bug der Fliegende Holländer. Ein seltsames Licht wie von einem glühenden Geisterschiff, vor dem sich Masten, Spieren und Segel der etwa 200 Yards entfernten Brigg klar abzeichneten, als sie von Backbord sich näherte. Der wachhabende Offizier auf der Brücke sah sie ganz deutlich, ebenso der Achterdecks-Fähnrich, der sogleich auf das Vorderdeck geschickt wurde. Doch als er dort ankam, war von einem körperhaften Schiff nichts zu sehen, nicht eine Spur, weder nah noch fern bis zum Horizont hin, da die Nacht klar und die See ruhig war. Insgesamt 13 Personen sahen das Schiff. ..... Um 10 Uhr 45 stürzte der Matrose, der in der Frühe den Fliegenden Hollländer gesichtet hatte, von der Saling der Vor-Marsstenge und wurde völlig zerschmettert."      Zwei andere Schiffe des Verbandes sollen das rote Licht ebenfalls bemerkt haben, was als besonders wichtiges Zeugnis gewertet wird.

Die vorläufig letzte bekannt gewordene Sichtung erfolgte durch einen niederländischen Frachter, die Straat Magelhaen, die in der Nacht des 7.-8.Oktober 1959  dem Fliegenden Holländer begegnet sein soll, wobei ein Mann am Steuerrad des Geisterschiffes klar zu sehen war. Kurz bevor es zu einer Kollision gekommen wäre, verschwand das Schiff.