Wolfgang Amadeus Mozart

DIE ZAUBERFLÖTE

Opernworkshop für Kinder und Jugendliche von 6-13 Jahren

"Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig, heisa, hopsassa!"

Wer kennt ihn nicht, den fröhlichen Vogelfänger Papageno, der seine Lieblingsbeschäftigungen Essen und Trinken durch Vogelfang finanziert? Dank seines Humors und dank der zahlreichen liebenswerten Volksfiguren hat sich Mozarts letzte Oper zu allen Zeiten und bei allen Generationen einen festen Platz im Herzen gesichert. Und welches Werk des Musiktheaters würde sich auch besser eignen als erster Einstieg in die Welt der Klassik? Wie ein Märchen vereint "Die Zauberflöte" soziale und weltanschauliche Gegensätze zu einem Kosmos der Menschlichkeit.

Wer möchte nicht in diese orientalische Märchenwelt hineinsteigen, gleich Tamino oder Pamino durch Feuer und Wasser gehen, als Papageno seine Papagena suchen, als Königin der Nacht Rachedurst versprühen oder als Schlange den edlen Königssohn durch die Wüste jagen? Dieses und noch vieles mehr kann er in unserem Workshop.  Ob durch ein paar Dialogsätze, ein wenig Gesang, als lebende Requisite usw. - jeder trägt - unterstützt von zwei erfahrenen Sängern (Schauspielern) - auf seine Weise zum Aufbau von Mozarts und Schikaneders Phantasiewelt bei. Und über allem strahlt Mozarts Musik, die - teils live, teils aus der Konserve - in wohl proportionierten Dosen den Gang des Geschehens unterstreicht und reflektiert. Aber nicht nur die Protagonisten,  a l l e  sollen ihr stimmliches Scherflein zum Gelingen beitragen: das berühmte Vogelfängerlied oder den Sklavenchor (Das klinget so herrlich) wollen wir gemeinsam singen!

Eine riesige giftige Schlange verfolgt Prinz Tamino

Die Handlung der Oper

1.Akt. - Der Königssohn Tamino, auf der Jagd von einer Riesenschlange angefallen, wird in höchster Not von drei Damen, Dienerinnen der Königin der Nacht, gerettet. Die Schönheit des Jünglings hat es den Frauen angetan, jede bliebe gern bei ihm, um das Erwachen aus seiner Ohnmacht zu erleben. Sie müssen jedoch ihrer Herrin Bericht erstatten.  Der des Weges kommende Vogelfänger Papageno gibt sich im Gespräch mit Tamino als dessen Lebensretter aus, erhält aber zur Strafe für seine Lüge von den zurückkehrenden drei Damen ein Schloss vor den Mund verpasst. Dem Prinzen überreichen sie im Auftrag der Königin ein Bildnis ihrer Tochter Pamina, die von dem bösen Zauberer Sarastro geraubt wurde. Die Schönheit der Prinzessin übt einen tiefen Eindruck auf ihn aus, und als die Königin selbst ihn  beschwört, ihre Tochter zu retten, ist er unverzüglich dazu bereit. Papageno, dem seine Strafe erlassen wurde, soll ihn auf seinem Weg begleiten. Als Schutz vor Gefahren erhält Tamino eine Zauberflöte, Papageno ein Zauberglockenspiel, zudem sollen drei Knaben ihre Führer sein.

Die Erscheinung der Königin der Nacht - Schinkels berühmtes Bühnenbild für die Berliner Inszenierung

In Sarastros Burg gelingt es Papageno, zu Pamina vorzudringen und sie zur gemeinsamen Flucht zu überreden, vor allem, nachdem er sie über den Prinzen Tamino und seine Liebe zu ihr aufgeklärt hat. Dieser ist zwischenzeitlich in den Tempelbezirk vorgedrungen, wo er von einem Sprecher erfahren muss, dass Sarastro keineswegs ein Tyrann und Bösewicht ist, sondern Pamina nur zu ihrem eigenen Wohl der Einflußsphäre ihrer Mutter entrissen hat. Tamino beginnt auf seiner Flöte zu spielen, wodurch die wilden Tiere der Wüste und des Waldes angelockt werden und sich zahm zu seinen Füßen niederlassen. Papageno und Pamina werden auf der Flucht allerdings von Monostatos, einem Mohren in Sarastros Diensten, und den anderen Sklaven überrascht, das zum Klingen gebrachte Zauberglockenspiel zwingt die Verfolger jedoch zum Tanzen und zum Verlassen des Tempelhains. Zu guter Letzt erscheint unter feierlichen Klängen Sarastro selbst: Er vergibt Pamina den mißglückten Fluchtversuch, die Freiheit kann er ihr allerdings noch nicht geben. Monostatos erhält aber für seine plumpen Annäherungsversuche 77 Streiche auf die Fußsohlen. Tamino und Pamina erkennen sich und fallen sich in die Arme. Sie werden in den Tempel geführt, um sich dort den Prüfungen zu unterziehen.

Sarastro und die Priester des Weisheitstempels

2.Akt. - Sarastro berät sich mit den Priestern: Tamino und Pamina sind bestimmt, dereinst im Tempel zu herrschen. Beide werden in ein Gemach geführt und zu unerschütterlichem Schweigen verpflichtet, das zu brechen nicht einmal den drei Damen gelingt. - Monostatos trifft im nächtlichen Garten auf die schlummernde Pamina und hält seine Stunde für gekommen. Da erscheint die Königin

Die Königin der Nacht beschwört ihre Tochter, Sarastro zu ermorden

der Nacht und übergibt ihrer Tochter einen Dolch mit dem Auftrag, Sarastro zu ermorden. Der Mohr, der diese Szene heimlich belauscht hat, versucht Pamina mit seinem Wissen zu erpressen, wird aber von dem dazwischen tretenden Sarastro verjagt. Pamina fleht um Gnade für sich und ihre Mutter, großmütig verzeiht ihr Sarastro, denn in diesen heiligen Hallen kenne man die Rache nicht. Während Tamino weiterhin Schweigen bewahrt und selbst die geliebte Pamina vor den Kopf stößt, lässt sich Papageno von einem alten Weib zum Plaudern verleiten, die sich als die ihm versprochene Papagena entpuppt und entflieht. Pamina ist von Taminos Reaktion derart betroffen, dass sie sich das Leben nehmen will, woran sie jedoch von den drei Knaben gehindert wird.

Als letzte und gefährlichste Prüfung gilt es nun, durch Feuer und Wasser zu gehen. Von den beiden Geharnischten über den Weg unterrichtet, geleitet Pamina ihren Geliebten unter dem Schutz der Zauberflöte durch die Gefahren, die von beiden Elementen ausgehen. Nach erfolgreichem Bestehen sind sie würdig, dereinst als Nachfolger Sarastros im Weisheitstempel zu herrschen. - Aber auch Papageno, der sich aus lauter Liebeskummer an einem Baum erhängen wollte, darf zu guter Letzt mit seiner Papagena glücklich werden.

Zu Text und Musik

1791 wendet sich Emanuel Schikaneder, der Direktor des Freihaustheaters auf der Wieden (eine Wiener Vorstadt), an seinen Freund Mozart mit der Bitte, für sein Theater eine Oper in deutscher Sprache zu schreiben. Diese Tatsache, endlich wieder ein Bühnenwerk in seiner Muttersprache komponieren zu können, war mit einer der Gründe für Mozarts Zusage. Ob Schikaneder wirklich der einzige Verfasser des Textes ist oder ob nicht Teile von seinen Freimaurerfreunden stammen könnten - zumindest die diese Gedanken thematisierenden Szenen -, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Die Uraufführung am 30.September 1791 mit Schikaneder selbst in der Rolle des Vogelfängers Papageno wird ein großer Erfolg, der langsam, aber stetig über alle Bühnen Europas und schließlich der ganzen Welt führt.  

Hintergrund des Sujets ist die Gedankenwelt der Freimaurer, die sich in den 5 Grundidealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität dokumentiert und die geistige und ethische Vervollkommung ihrer Mitglieder zum Ziel hat. Der Individuationsweg, also der Weg zum selbstbewussten und selbbestimmten Mensch-Sein, den Tamino und - gleichberechtigt - Pamina beschreiten, überwindet am Schluss die alten dualistischen Gegensätze, die durch die Gestalten Sarastro und Königin der Nacht symbolisiert sind. Mit dieser Ideenwelt kontrastieren die heiteren, dem Alt-Wiener Volkstheater entstammenden Figuren, die bereits in den Stegreifkomödien Josef Anton Stranitzkys (1676-1726) vorgebildet vorlagen: die Figur des Vogelfängers Papageno ist im besten Sinne des Wortes ein Konzentrat, da sie alle Eigenschaften früherer Komödienfiguren (Harlekin, Hanswurst usw.) in sich vereint.

Zirkel und Winkelmaß - die beiden Symbole der Freimaurer

Mozarts Musik umfasst in ihrer Ausdrucksweite die (scheinbaren) Gegensätze von hohem Drama und Volkskomödie - aber sie reflektiert sie nicht nur, sie vereint sie vielmehr: die beiden tradierten Formen der opera seria der Barockzeit und des deutschen Singspiels in Verbindung mit dem, was kommen wird - dem Musikdrama des 19.Jahrhunderts. Die Musik der Arien Papagenos sowie der Duette mit Pamina und Papagena entstammt der Singspielsphäre - schlichte, volksliedhafte Melodien, die sich rasch einprägen. Mit der Erscheinung der Königin der Nacht betritt Mozart das Gebiet der alten opera seria - wobei die Koloraturen (bis zum berühmten Hohen F) aber nicht bloßer Zierrat, sondern Ausdruck ihrer Verzweiflung und ihrer Rache sind. Der dramatische Gestus macht sie zur direkten Vorläuferin der großen Wagnerheroinen (Brünnhilde, Isolde). Paminas Arie mit ihren fließenden Übergängen von rezitativischen und ariosen Teilen weist ebenso wie die Sprecherszene im ersten Finale auf das Musikdrama hin, während die Arien Sarastros und die Chöre der Priester dem Oratorium und der Messkomposition nahe stehen. Einen Höhepunkt bildet der Gesang der beiden Geharnischten im 2.Finale, der katholische und protestantische Kirchenmusik mit Elementen der ägyptischen Weisheitslehre verbindet - ganz im Zeichen des freimaurerischen Ideals der Aufhebung aller weltanschaulichen Widersprüche in einem allgemein-menschlichen Kosmos. Dass die vielen musikalischen Ebenen aber nicht als Stilbrüche empfunden werden, bedurfte es eines Genies wie Mozart. Gerade in den groß angelegten Finali der beiden Akte finden wir ein ständiges Ineinanderfließen: die Szene Tamino - Sprecher mit dem hohen Anspruch des Musikdramas geht unvermittelt und bruchlos in die singspielhafte Musik der Flötenarie über.