Wolfgang Amadeus Mozart

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

Opernworkshop für Kinder und Jugendliche von 6 - 12 Jahren

Das Ensemble der Entführung

Ein Wokshop über den Wert des menschlichen und kulturellen MITEINANDERS ! 

Mozarts Singspiel über Entführung, Verschleppung, mißglückte Flucht und letztendliche Rettung ist nicht nur die älteste Oper (1782) in deutscher Sprache, die eiserner Bestandteil des internationalen Theaterrepertoires geworden ist, es ist in erster Linie ein Werk, das den Gedanken der Humanität, des Miteinanders von Menschen und Kulturen, in den Vordergrund rückt und so gerade in unserer Zeit, in unserem heutigen Europa, einen aktuellen Stellenwert wie nie zuvor besitzt. Man kann nicht früh genug damit beginnen, die Erkenntnis zu vermitteln, dass gegenseitiges Verständnis sowie die Entdeckung von Gemeinsamkeiten wichtiger sind als das wiederholte Zitieren von Gegensätzen, deren Aufhebung als schlichtweg unmöglich postuliert wird. Einen kleinen Beitrag zu diesem Thema wollen wir durch unseren Workshop leisten, in dem die Kinder und Jugendlichen als Protagonisten sich in die Rollen der "gegensätzlichen" Parteien versetzen und durch dieses Spiel ihre eigenen Erfahrungen sammeln können ....

Inhalt  

Vorgeschichte. - Bei einer Fahrt über das Meer werden Belmonte, seine Geliebte Konstanze und ihr Dienerpaar Blonde und Pedrillo von Seeräubern überfallen. Belmonte gelingt die Flucht, die anderen werden jedoch auf einem türkischen Sklavenmarkt zum Verkauf angeboten. Der reiche Bassa Selim kauft alle drei gemeinsam und lässt sie auf sein Landgut in der Nähe der kleinasiatischen Mittelmeerküste bringen. Pedrillo macht er zum Aufseher über seine Gärten, Blonde schenkt er seinem Haremswächter Osmin und Konstanze möchte er zu seiner Geliebten machen.

1.Akt. - Belmonte, dem es gelungen ist, den Aufenthaltsort Konstanzes sowie der beiden Diener ausfindig zu machen, kommt mit einem Schiff, um sie aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Seine Freude über das bevorstehende Wiedersehen mischt sich mit einem Gefühl der Angst, was ihn hier erwarten wird (Arie: "Hier soll ich dich denn sehen"). Zunächst trifft er den Aufseher Osmin, der sich gerade anschickt, Feigen von einem Baum zu pflücken (Lied: "Wer ein Liebchen hat gefunden") und dem alle Fremden grundsätzlich zuwider sind. Kurz darauf erscheint Pedrillo und verwickelt sich wieder einmal in einen Streit mit Osmin, der ihm alle möglichen Foltern an den Hals wünscht ("Erst geköpft, dann gehangen"). Als sich Belmonte und Pedrillo sehen können, erfährt dieser nicht nur, was geschehen ist, er muss auch zur Kenntnis nehmen, dass der Bassa seine Konstanze liebt. Die beiden fassen den Beschluss, dass Pedrillo Belmonte als Baumeister einführt, damit dieser Konstanze wenigstens sehen und sprechen kann. Der Bassa kehrt mit Konstanze von einer Lustfahrt auf dem Meer zurück (Chor: "Singt dem großen Bassa Lieder"). Konstanze ist aber trotz flehentlichen Drängens noch immer nicht bereit, die Liebe des Bassas anzunehmen. Pedrillo präsentiert Belmonte als neuen Baumeister, was Osmin aber keineswegs daran hindert, ihm den Eintritt in den Palast zu verwehren. Schließlich können die beiden jedoch den Aufseher überlisten.

2.Akt. - Die mit Pedrillo liierte Blonde versucht einerseits, sich Osmin vom Leibe zu halten, und andererseits ihm beizubringen, dass Mädchen ihres Schlages verwöhnt werden wollen (Arie: "Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln"). Konstanze kommt und beklagt ihr Schicksal. Als der Bassa erneut ihre Liebe einfordert und ihr sogar mit Folter droht, entgegnet sie ihm, dass sie lieber den Tod ertragen würde, als sich von ihm zur LIebe zwingen zu lassen (Arie: "Martern aller Arten"). Pedrillo berichtet Blonde von Belmontes Ankunft und dem verabredeten Fluchtplan. Er hat zudem einen "Schlaftrunk" vorbereitet, mit dem er Osmin außer Gefecht setzen will(Arie: "Frisch zum Kampfe"). Als dieser bald danach auftaucht, überredet er den Muselmann, trotz des Alkoholverbots seiner Religion mit ihm ein Schlückchen zu trinken (Duett: "Vivat Bachus"). Nun können die vier Europäer endlich ein ungestörtes, gemeinsames Wiedersehen feiern. Die männlichen Verdachtsmomente der Untreue sind rasch beseitigt: Konstanze versichert Belmonte ihrer Treue und Blonde gibt Pedrillo kurzerhand eine Ohrfeige.

Die Flucht ist mißglückt - Osmin triumphiert

3.Akt.- Belmonte und Pedrillo warten kurz vor Mitternacht vor dem Palast des Bassa Selim. Pedrillo singt seine Romanze "Im Mohrenland gefangen war" als Zeichen des Beginns der Flucht. Diese geht allerdings so geräuschvoll vor sich, dass Osmin aus seinem Dämmerzustand erwacht und die Wachen alarmieren kann, die alle Vier gefangen nehmen - ein Triumph, den er in vollen Zügen genießt (Arie: "Ha, wie will ich triumphieren!"). Der durch den Lärm aus seinem nächtlichen Schlaf gerissene Bassa nimmt Konstanzes "Betrug" zur Kenntnis und muss von ihr erfahren, dass Belmonte ihr Verlobter ist. Sie erkärt sich bereit, für den Geliebten den Tod auf sich zu nehmen, bittet aber um Milde für die anderen. Zudem erfährt der Bassa, dass der vermeintliche Baumeister der Sohn seines schlimmsten Feindes Lostados. des ehemaligen Kommandanten der nordafrikanischen Stadt Oran,  ist. Belmonte muss sich also mit dem Schlimmsten rechnen. Da fällt der Bassa ein überraschendes Urteil: er habe Belmontes Vater viel zu sehr abscheut, als dass er je in seine Fußstapfen treten könnte. Mit diesen Worten entlässt er sie in die Freiheit - trotz Osmins Protest. Die beiden Paare stimmen ein Danklied an, in das der Janitscharenchor einfällt ("Nie werd' ich deine Huld vergessen"). 

Zum Werk

Mozarts Streben nach künstlerischer Freiheit und Differenzen mit seinem bisherigen Brotgeber, dem Erzbischof von Salzburg, führten in letzter Konsequenz dazu, dass er seine Entlassung provozierte und seinen Wohnsitz von Salzburg nach Wien verlegte, das sich in dieser Zeit anschickte, das Zentrum der europäischen Musik zu werden. Schon bald nach seiner Ankunft (1781) erhielt er eine Anfrage hinsichtlich der Komposition eines Singspiels für das von Kaiser Josef II. gegründete Nationaltheater. Nach anfänglichem Schaffensrausch, längeren Unterbrechungen und zahlreichen Intrigen konnte Die Entführung aus dem Serail am 16.Juni 1782 ihre glanzvolle Uraufführung erleben und entwickelte sich in Folgezeit zu einem richtigen "Dauerbrenner" - sie war Mozarts erfolgreichste Oper zu Lebzeit und eroberte sich nach seinem frühen Tod alle Länder und Kontinente.

Mozarts Werk steht gattungsgeschichtlich im Kontext des damals sehr erfolgreichen Singspiels, der deutschen Variante der italienischen Opera buffa - es ist sein unbestrittener Höhepunkt. Es ist aber auch ein Vertreter der in dieser Zeit sehr beliebten "Türkenopern", die nach Beendigung der Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich (um die Mitte des 18.Jahrhunderts) in Mode kamen - auch andere führende Komponisten wie Gluck oder Haydn haben ihren Beitrag zu diesem Genre geleistet. Ähnlich dem Historiker Tacitus, der seinen römischen Zeitgenossen durch die Schilderung des Lebens der Germanen einen moralischen Spiegel vorhalten wollte, wurde der Türke zum Humanisten stilisiert und der europäischen Dekadenz gegenüber gestellt. Mozarts Musik ergreift für keine Seite Partei, sie steht ganz im Zeichen von Völker verbindender Menschlichkeit.

Zum Workshop

Wie in jedem unserer Workshops wird auch hier die Spielfreude der Kinder und Jugendlichen zum zentralen Motor: sie schlüpfen in die Rollen von Osmin, Bassa Selim oder Belmonte, andere wiederum bewachen als Janitscharen den Palast des Bassa Selim oder bringen als Piraten unsere Geschichte erst so richtig in Gang ..... - Natürlich soll auch die Musik nicht zu kurz kommen: teils eingespielt, teils live gesungen von zwei erfahrenen Sängern, die als Dienerpaar Blonde und Pedrillo unsere kleinen Opernaspiranten durch das turbulente Geschehen leiten, werden die Kinder mit den wichtigsten Nummern des Singspiels vertraut gemacht - ja sie können sogar selbst am musikalischen Geschehen teilnehmen: in unserem "türkischen Orchester" oder als Volk, das dem Bassa Selim mit dem berühmten Janitscharenchor "Singt dem großen Bassa Lieder" huldigt, der von allen gesungen werden soll.

Ein Workshop zum Mitmachen, Mitsehen, Miterleben - ein Gemeinschaftserlebnis für die ganze Klasse oder Schule!

Sultan Murat IV. im Kreise seiner Janitscharentruppe